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Charakteristik Streuobstbestände
Definition:
Hochstammobstbäume mit verschiedener Unterwuchsnutzung in lockeren Beständen mit breiter Altersstruktur, Arten- und Sortenvielfalt sowie geringer Nutzungs- bzw. Pflegeintensität, die sich als traditionelle Obstbaukultur deutlich vom kurzlebigen uniformen Intensiv- und Niederstammobstbau unterscheiden.
Unter Streuobst werden alle Obstbäume auf Hochstämmen zusammengefasst, die einzeln, in Reihen, Gruppen oder Feldern gepflanzt sind und nicht intensiv (z.B. nach Spritz-, Schnitt- und Düngeplan) bewirtschaftet werden. Sie stehen auf Grasland, an Rainen und Hängen, auf Äckern, an Wegen und Gräben und bilden nach Alter, Baumform und Sorte uneinheitliche Bestände.
Aufgrund der relativ großen Abstände zwischen den Bäumen und da die Pflanzdichte üblicherweise nicht mehr als 150 Hochstämme pro Hektar beträgt, sind auch in großflächigen Beständen die Einzelbäume als Individuen erkennbar.
Unter Streuobstanlagen versteht man in der Regel alte hochstämmige Einzelbäume und Obstanlagen, die über die Gemarkung "verstreut" sind. Die in der Literatur gelegentlich zu findende Herleitung des Wortes "Streu" aus einer Nutzung des gemähten Unterwuchses als Einstreu erscheint wenig plausibel, da das Mähgut aufgrund der relativen Wüchsigkeit der Standorte i.d.R. als Viehfutter genutzt wurde.
Streuobstbestände sind durch Menschenhand entstandene Lebensgemeinschaften mit einer wirtschaftlich bedingten traditionellen Doppelnutzung, bestehend aus Obstnutzung und Unterkultur in Form von Acker, Wiese, Weide oder Garten. Aus der wirtschaftlichen Bedeutung der Unterkultur ergeben sich auch die relativ weiten Abstände zwischen den Bäumen. Neben den Obstbeständen in der Feldflur werden dem Streuobst auch Hochstammobstbäume im Ortsrandbereich und Hofbäume hinzugerechnet.
Streuobstbestände umfassen in erster Linie Kern- und Steinobst, daneben aber auch Schalenobst, das wie z.B. die Walnuss gebietsweise bestandsprägend auftritt. Neben Hochstämmen (Stammhöhe ab 1,80 m) werden in Ausnahmefällen (bei hohem ökologischem Wert und extensiver Nutzung der Bäume und des Unterwuchses) auch Halbstämme mit einer Stammhöhe von 1,00 m bis 1,40 m zu Streuobst gezählt. Ausgeschlossen werden alle Bestände mit Niederstämmen und Spindelbüschen.
In Bayern existiert ein sehr weites Spektrum an Obstbeständen. Dies erklärt sich u.a. durch die unterschiedliche Nutzungsgeschichte und unterschiedliche klimatische und standörtliche Bedingungen.
Je nach Nutzung wird dieser Lebensraumtyp in verschiedenen Gegenden Bayerns unterschiedlich bezeichnet. In Südbayern wird der Begriff "Obstwiese" oder "Obstgarten" verwendet, in Franken dagegen "Baumgarten", "Baumfeld", "Baumland" oder "Baumacker".
// Hubert Marquart
(verändert nach Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.5 Streuobst; StMLU/ANL 1994; S.23 -25)
Sortenvielfalt Streuobst
Das früher vielfältige Sortenspektrum in den Streuobstwiesen ist sehr stark rückläufig. Insbesondere die Rodung von Bäumen mit Lokalsorten und die Anpflanzung von modernen Sorten auf Hochstamm hat in Gebieten mit noch starker Streuobsttradition in Unterfranken (z.B. Margetshöchheim, Erlabrunn) zu einer deutlichen Sortenverarmung geführt. In vergleichsweise kleinen noch stärker bäuerlich geprägten Streuobstwiesen können dagegen immer noch Lokalsorten gefunden werden (z.B. Röhrlesbirne in Uengershausen bei Würzburg).
Im Gegensatz zu modernen Intensivanlagen, in denen der Sortenspiegel auf wenige Hochertragssorten beschränkt ist, findet sich in Streuobstbeständen meist eine Vielzahl von Sorten. Diese beachtliche Sortenvielfalt resultiert aus der Jahrhunderte langen Tradition des Obstbaus. Bis Ende des letzten Jahrhunderts wurden vielfach Wildlinge aus den Wäldern als Jungbäume herangezogen. Durch private Züchtungen und Veredelungen und die Arbeit der Obstbaumschulen und Pomologen wurde der Genpool der Arten schrittweise vermehrt. In fast allen Gebieten Bayerns züchteten Landwirte, Lehrer, Obstbaumwarte und andere Obstliebhaber Sorten, die besonders gut an die jeweiligen Klima- oder Standortverhältnisse angepasst waren, dem Geschmack der Obstbesitzer entgegenkamen bzw. für die jeweiligen Obstverwertungsmöglichkeiten am besten geeignet waren. So entstanden z.B. Koch-, Back- und Tafeläpfel und Sorten zur Süß- und Gärmostbereitung. Vor allem beim Kernobst entwickelte sich eine beinahe unüberschaubare Fülle an Lokalsorten. Viele Sorten wurden im Volksmund mit Lokalnamen belegt (z.B. Nägelesapfel, Pfaffenhofer Schmelzling, Röhrlesbirne, Crassanerl, Gelbe Wadelbirne, Weingifterin). Auch bei Steinobst wurden Lokalnamen entwickelt, wenngleich die Sortenvielfalt hier erheblich geringer war als bei Kernobst (z.B. Feilnbacher Pflaume, Froschmaul).
Die Lokalsorten bergen ein enormes Genpotential und sind Bestandteil der Kulturgeschichte der verschiedenen Regionen. Diese Lokalsorten sind außerhalb ihres Verbreitungsgebietes meist unbekannt. Sie zeichnen sich z.T. durch besondere Frost- und Krankheitsresistenz sowie Wuchsstärke aus. Einige dieser Sorten sind aufgrund sorteneigener verzögerter Blühtermine an Spätfröste angepasst. Bei Prunus-Arten kam es neben der züchterischen Bearbeitung der Sorten zu einer Vielzahl von spontanen Einkreuzungen mit Wildobstarten. Daraus entstanden u.a. zahlreiche Mirabellensorten. Einige Fachleute bemühten sich um die Erfassung und Beschreibung der Sorten. So werden von verschiedenen Autoren in Süddeutschland im 18. Jahrhundert mehr als 2.000 Apfel- und Birnensorten beschrieben, gemalt und gezeichnet. Das Vorhandensein derart vieler Sorten verdeutlicht den Stellenwert, den der Obstbau zu jener Zeit einnahm. Mit der vom Marktobstbau durchgeführten Umstellung auf wenige Hochertragssorten, dem Rückgang der Mosterei und geförderten Rodeaktionen sind viele dieser Sorten heute verschwunden. Einige alte Sorten haben sich in Buschhecken, entlang von Bahndämmen und auf Schuttplätzen erhalten.
// Hubert Marquart
(verändert nach Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.5 Streuobst; StMLU/ANL 1994; S.29 -30)
Kulturobstarten Streuobst
Die folgenden wichtigsten Obstarten werden in Streuobstbeständen kultiviert und oft in sehr unterschiedlichen, z.T. nur lokalen Sorten angebaut: Apfel, Birne, Süßkirsche, Pflaume, Zwetschge, Walnuss. Diese Kulturobstarten stehen i.d.R. auf stark wachsenden Sämlingsunterlagen. Diese sind Grundlage für die Ausbildung von Hochstämmen. Von den jeweiligen Eigenschaften der Obstarten hängt ihre Verbreitung, ihr ökologischer Wert für die Tierwelt (z.B. Ausbildung von Höhlen, Menge an Totholz, Besiedelbarkeit der Rinde) und ihre Pflegenotwendigkeit (z.B. Schnittbedürftigkeit) ab.
APFEL (Malus domestica), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Der Apfel ist selbstunfruchtbar und besitzt starke Alternanzneigung, d.h. er zeigt jährliche Ertragsschwankungen. Lediglich diploide Sorten sind Befruchtersorten. Apfelbäume sind flachwurzelnd und werden bis zu 15 m hoch. Sie bilden meist breit ausladende, große Kronen (u.a. triploide Sorten), bei diploiden Sorten und Tafelsorten auch Mittelkronen ohne Hauptschaft und mit hängenden Fruchtästen aus, die zur Überbauung neigen. Es werden nur mäßige Stammdurchmesser erreicht. Relativ häufige Erhaltungsschnitte sind erforderlich. Lebensdauer (auf Sämlingen): 45 - 100 Jahre.
Substrat- und Klimaansprüche:
Wegen seiner guten Anpassungsfähigkeit und des Vorhandenseins vieler klimaangepasster Sorten (u.a. Mostapfelsorten) besitzt der Apfel große ökologische Anbaubreite. Er bevorzugt jedoch Standorte mit günstigem Wärmeklima (über 7,5°C Jahresdurchschnittstemperatur und geringer Spätfrostgefahr), regelmäßiger Wasserversorgung und Böden mit hoher natürlicher Nährkraft, also tiefgründige, gut durchlüftete, humose, basenreiche Böden mit Bodenzahlen über 60. Größere Apfelbestände existieren in Bayern bis in Höhen von ca. 700 m ü. NN, einzelne Bäume besonders robuster Sorten finden sich noch in den Bayerischen Alpen bei ca. 1.100 m ü. NN.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Es werden rasch Höhlen mit z.T. großem Volumen (u.a. bei geringer Pflege) ausgebildet. Die oft bodennahe und starkastige Hauptverzweigung schafft günstige Ansitzwarten für Singvogelarten, die im untersten Luftraum jagen (Fliegenschnäpper, Rotkehlchen, Zaunkönig). Apfelbäume besitzen eine rissige Borke und sind eine gute Bienenweide.
Sie sind geeignet für flächige Pflanzungen, Reihen- und Einzelbaumpflanzungen.
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BIRNE (Pyrus communis var. domestica), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Die Birne ist ausgesprochen selbstunfruchtbar, fruchtet aber regelmäßiger als der Apfel. Sie bildet tiefwurzelnde Bäume von 10 - 20 m Höhe mit schmalen und hohen pyramidalen Kronen aus. Die meisten Tafelsorten sind mittel-, viele Mostbirnensorten großkronig. Die Krone ist meist lichter als beim Apfel und besitzt mehrere oft durchgehende Hauptstämme. Nach abgeschlossener Kronenerziehung (ca. ab dem fünften bis sechsten Standjahr) ist ein gelegentlicher Instandhaltungsschnitt ausreichend. Lebensdauer: 60 - 100 Jahre (auf Sämling), 25 -35 Jahre (auf Quitte). Mostbirnen erreichen ein Alter von bis zu 200 Jahren.
Substrat- und Klimaansprüche:
Birnbäume (u.a. spätreifende Sorten) haben höhere Wärmeansprüche als Apfelbäume und bevorzugen wie diese tiefgründige, humose Böden mit guter Wasserversorgung. Große ökologische Anbaubreite und verschiedene Sorten ermöglichen ihren Anbau in unterschiedlichen Klimabereichen. Die Birne neigt hinsichtlich der Bodenanforderungen (Luft-, Wasserhaushalt) eher zur trockenen als zur feuchten Variante. Zu Nässe neigende oder wechselfeuchte Böden beeinträchtigen das Triebwachstum und verstärken die Anfälligkeit für Schäden im Holz. Mehr als Äpfel sind Birnen im Holz gegenüber extremen Winterfrösten empfindlich (u.a. auf Quittenunterlagen). Lediglich Mostbirnen sind sehr frosthart. In größeren Beständen in Bayern bis in Höhen von 700 m ü. NN vorkommend. Einzelne Mostbirnen und Wildlinge eignen sich zur Anpflanzung in rauem Klima (bis 1.200 m ü. NN).
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Birnbäume besitzen eine rissige Rinde und bilden rasch Höhlen aus, allerdings etwas langsamer als Apfelbäume. Durch ihre hochpyramidale Wuchsform sind Birnbäume besonders zur Anpflanzung an Straßen und Wegen geeignet. Mostbirnen sind - u.a. in Einzelstellung - von besonderer landschaftsprägender Wirkung. Sie werden u.a. dort angebaut, wo traditionell Schnaps gebrannt wird.
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SÜSSKIRSCHE (Prunus avium), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Süßkirschen sind selbstunfruchtbar und bilden Intersterilitätsgruppen (Gruppenunfruchtbarkeit). Mit Ausnahme weniger Sorten zeigen sie geringe Alternanzneigung. Ihr Wurzelsystem ist tief und ausgebreitet. Die Bäume erreichen eine Höhe von 15 - 25 m und bilden auf guten Böden große, hohe, ausladende Kronen aus. Sie werden auch in Intensivanlagen meist auf Hoch- (Halb-) Stämmen gepflanzt, da schwach wachsende Unterlagen sich in der Praxis noch nicht durchgesetzt haben. Die Zweige sind steif abstehend und aufwärts gerichtet und relativ gering schnittbedürftig, da die Kronen nach vier bis fünf Jahren weitgehend selbst reguliert werden. Lebensdauer (auf Vogelkirschen-Sämling): 45 -60 Jahre.
Substrat- und Klimaansprüche:
Im Hinblick auf die Bodenverhältnisse besteht eine große ökologische Anbaubreite. Sofern ausreichend Wasser und Nährstoffe verfügbar sind, stehen Kirschen auch auf Böden, die aus Keupermergel, Kalklehm oder Geschiebemergel hervorgegangen sind und sogar auf mittelgründigen, mäßig trockenen Böden. Unabdingbar für ihr Gedeihen ist gute Bodendurchlüftung. Auf wechselfeuchten, zu Nässe neigenden und kalten Böden werden Triebwachstum und Fruchtentwicklung beeinträchtigt. Kirschen sind kalkhold. Sie besitzen hohe Spätfrostempfindlichkeit der Blüten und besondere Empfindlichkeit gegenüber kaltluftgefährdeten Lagen. Temperaturen unter -20°C können Frostschäden am Holz verursachen. Bei Strahlungswetterlagen und Schneedecke besteht die Gefahr von Stammrissen. In windstillen Lagen werden sie gebietsweise stark durch die Kirschfruchtfliege befallen. Brennkirschen sind i.d.R. härter und unempfindlicher als Tafelkirschen. Sie sind Zufallssämlinge, die vermutlich unter Mitwirkung von Wildkirschen aus Tafelsorten entstanden sind. In größeren Beständen kommen Süßkirschen in Bayern bis in Höhen von ca. 600 m ü. NN vor.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Höhlen werden erst spät und in geringem Umfang ausgebildet. Kirschen haben eine glatte Rinde und sind eine gute Bienenweide.
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PFLAUME, ZWETSCHGE (Prunus domestica), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Es gibt selbstfruchtbare und selbstunfruchtbare Sorten von Pflaumen. Sie sind aus der Sammelart Hauspflaume hervorgegangen und lassen sich zum großen Teil wurzelecht über Ausläufer vermehren. Die größte Verbreitung zeigt die Hauszwetschge. Schlehe (Prunus spinosa) und Kirschpflaume (Prunus cerasifera), die zur Befruchtung von Sorten der Hauspflaumen-Gruppe fähig sind, werden als deren Kreuzungseltern angesehen. Als Besonderheit ist die "halbwilde" Brennzwetschge "Zibarte" anzusprechen. Die flach wurzelnden Bäume bilden kleine Kronen aus und erreichen eine Höhe von 8 - 10 m. Wirtschaftliche Lebensdauer: 30 - 40 Jahre.
Substrat- und Klimaansprüche:
Pflaumen und Zwetschgen verfügen über eine sehr große ökologische Anpassungsfähigkeit bei guter Winterfrosthärte. Sie gedeihen auch in kalten Lagen und in Gebieten mit kontinentalem Klimacharakter. Toleriert wird neben warm-trockenen und kühl-feuchten Verhältnissen sogar mangelnde Durchlüftung des Bodens. Außergewöhnliche ökologische Anpassungsfähigkeit besitzt die Hauszwetschge. Durch extreme Wintertemperaturen verursachte Teilschäden an Spross und Wurzel werden gut überwunden. In größeren Beständen bis in Höhen von ca.700 m ü. NN vorkommend, robuste Sorten auch bis 1.000 m ü. NN.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Es werden deutlich weniger Baumhöhlen als bei Apfel und Birne ausgebildet. Zwetschgen können durch Wurzelausläufer und Stockausschläge Gebüsche und Hecken ausbilden und spielen bei der Verbuschung aufgelassener Streuobstbestände eine große Rolle. Sie sind oft in dichten Reihen entlang von Feldrainen oder an Hängen zu finden, z.T. handelt es sich auch um Sämlinge aus Kernen herabgefallener Früchte. Eignung besteht für flächige Pflanzung, Reihenpflanzung an Feldwegen und Bachläufen und Einzelstellung. Durch heckenartigen Wuchs können Zwetschgenwildlinge von Hecken- und Gebüschbrütern genutzt werden. Alle Pflaumen und Zwetschgen sind eine gute Bienenweide. Probleme beim Anbau von Zwetschgen können durch ihre Anfälligkeit gegen die Scharka–Virose auftreten.
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WALNUSS (Juglans regia), Juglandaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Walnüsse sind einhäusig und selbstunfruchtbar und vermehren sich z.T. über Apomixis (ungeschlechtliche Fortpflanzung). Die tiefwurzelnden Bäume erreichen eine Höhe von 20 (- 30) m. Bei Sämlingsvermehrung werden breit ausladende, große Kronen ausgebildet. In Streuobstbeständen kommen i.d.R. unveredelte Sämlinge zur Anpflanzung. Hinsichtlich der Schnittbedürftigkeit ist die Walnuss als anspruchsloseste Kulturart anzusehen. Lebensdauer: 100 (- 150) Jahre.
Substrat- und Klimaansprüche:
Walnussbäume zeigen relative Anspruchslosigkeit gegenüber Bodenverhältnissen, bevorzugt werden aber nicht zu trockene und gut durchwurzelbare Böden ohne Staunässe besiedelt. Auf kalten Böden ist erhöhte Frostgefahr gegeben. Sowohl Fruchtansatz als auch junge Sprossaustriebe und Holz zeigen hohe Empfindlichkeit gegenüber Spätfrösten. Als lichtbedürftige Art gedeihen Walnüsse am besten in Solitärstellung. In größeren Beständen in Bayern bis in Höhen von 500 m ü. NN vorkommend.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Ältere Bäume besitzen eine rissige Borke und zeigen eine gute Ausbildung von Baumhöhlen. Neben ihrer landschaftsprägenden Wirkung zeichnen sie sich durch tierökologische Bedeutung aus (u.a. für Ameisen und Höhlenbrüter). Walnüsse sind traditionelle Hausbäume. Sie sind u.a. geeignet zur Pflanzung als Einzelbäume (Hausbaum, Schattenbaum etc.) und entlang von Wegen.
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(verändert nach Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.5 Streuobst; StMLU/ANL 1994; S.17)
// Hubert Marquart
Wildobstarten Streuobst
Als Wildobstarten werden verwilderte Sämlinge von Edelsorten und ursprüngliche Wildarten bezeichnet, deren Früchte für den menschlichen Verzehr geeignet sind und die im Bereich von Streuobstbeständen in Hecken und Gebüschen innerhalb der Bestände oder an ihrem Rand vorkommen. Die Früchte wurden gebietsweise ebenso genutzt, wie die Früchte der Kulturobstbäume. In Streuobstwiesen können in Franken folgende Wildobstarten gefunden werden: Mispel, Wildapfel, Wildbirne, Speierling.
MISPEL (Mespilus germanica), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Mispeln sind breit ausladende Sträucher / kleine Bäume von 2 - 6 m Höhe und sparrigem Wuchs. Die Kurztriebe sind z.T. einfach bedornt.
Substrat- und Klimaansprüche:
Nur warme bzw. mäßig rauhe Lagen auf nicht zu feuchten, etwas kalkhaltigen, warmen Böden mit guter Durchlüftung sind geeignete Standorte. Bei ausreichender Feuchtigkeit werden auch magere, steinige Böden besiedelt.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
In Unterfranken bestand früher gebietsweise größere Verbreitung, heute existieren nur mehr wenige Exemplare. Mispeln sind eine gute Bienenweide und geeignet zur Anpflanzung in Feldgehölzen, an Böschungen, in Hecken und in Einzelstellung. Sie besitzen eine rissige, im Alter abblätterne Borke.
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Gesamtart WILDAPFEL (Malus communis), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Zur Gesamtart Wildapfel werden Holz-Apfel (Malus sylvestris), Beeren-Apfel (Malus baccata), Zwerg-Apfel (Malus pumila), Korallenstrauch-Apfel (Malus floribunda), Pflaumenblatt-Apfel (Malus prunifolia) gezählt. Wildäpfel sind Flachwurzler, die kleine bis mittelgroße Bäume bis zu 10 m Höhe mit dichten Kronen aus Lang- und Kurztrieben ausbilden, z.T. ist auch strauchartiger Wuchs festzustellen. Einige Kurztriebe verwandeln sich nach dem Absterben der Endknospen in unechte Zweigdornen.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Wildäpfel bevorzugen frische, nährstoffreiche Böden mit alkalischer Bodenreaktion. Flache und trockene Böden werden gemieden. Auch Höhenlagen werden besiedelt.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung: Als alte Kulturpflanzen waren Wildäpfel früher verbreitet, heute sind sie gebietsweise nur noch selten anzutreffen. Sie kommen u.a. auch in Auwäldern, auf Steinriegeln, in Hecken und Gebüschen vor. Sie stellen eine gute Bienenweide dar und sind für die Pflanzung in Feldgehölzen, an Böschungen und in Hecken geeignet.
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WILDBIRNEN (Pyrus pyraster und Pyrus salicifolia), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Wildbirnen erreichen eine Höhe von 10 - 18 m und haben baum- oder strauchförmigen Wuchs. Sie sind Tiefwurzler mit Wurzeltrieben und bilden echte Zweigdornen aus.
Substrat- und Klimaansprüche:
Frische bis mäßig trockene, nährstoff- und basenreiche, humose Böden werden bevorzugt. Wildbirnen wachsen auch in Eichen- und Ulmen-Auwäldern, Eichen-Trockenwäldern und Felsengebüschen.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Pflanzeignung besteht für Feldgehölze, Hecken und Böschungen.
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SPEIERLING (Sorbus domestica), Rosaceae
Biologie und Wuchseigenschaften:
Der Speierling ist ein langsam wachsender, bis zu 20 m hoher, großkroniger, tiefwurzelnder, stattlicher Landschaftsbaum, der bis zu 500 Jahre alt werden kann und ähnliche Wuchsform wie die Birne aufweist. Er bildet Adventivwurzeln aus.
Substrat- und Klimaansprüche:
Nur warme und tiefere Lagen (bevorzugt Hanglagen) mit kalkreichen, nicht zu feuchten Böden kommen den Ansprüchen des Speierlings entgegen. Er besitzt gute Trockenresistenz und allgemeine Robustheit.
Habitatwichtige Eigenschaften und landschaftliche Einbindung:
Dieses im Bestand gefährdete Kulturrelikt mit geringer, lokal begrenzter Verbreitung in der freien Feldflur kommt u.a. in Weinbaugegenden und Gebieten mit Kernobstkelterei vor. Sein größtes Vorkommen in der BRD liegt in der Gegend um Würzburg. Der Speierling kommt auch in Eichen-Trocken- und Eichen-Hainbuchenwäldern, auf Steinriegeln und Felsen vor und ist nur auf Traubeneichenstandorten ohne menschlichen Eingriff konkurrenzfähig. Die Früchte werden als Zusatz zur Apfelweinbereitung verwendet. Er bildet früh eine längsrissige Borke aus, ist eine gute Bienenweide und seine Früchte werden gerne von Vögeln gefressen. Speierlinge sind geeignet zur Pflanzung in Reihen (z.B. entlang von Wegen), in Einzelstellung, zur Bodenbefestigung und innerhalb von Streuobstbeständen.
Hier finden Sie weitere Fachinformationen zum Speierling …
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(verändert nach Landschaftspflegekonzept Bayern, Bd.II.5 Streuobst; StMLU/ANL 1994; S.24-29)
// Hubert Marquart
Biodiversität
Es geht um die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten und um die biologische Vielfalt ihrer Lebensräume, wie Wälder, Seen oder Wiesen in Mainfranken.
Main-Streuobst-Genossenschaft
Erhaltung von Streuobstbau, sowie die Bienenhaltung in Mainfranken.